Man kann es leicht vergessen, wenn man
ein ach so süßes Schmusekätzchen auf seinem Schoß krault. Aber
unsere Hauskatzen sind Raubtiere wie ihre großen Onkels und Tanten,
die Löwen, auch. Doch während die Anzahl unserer Sofatiger immer
mehr anwächst, müssen ihre mächtigen Verwandten um das Überleben
kämpfen.
Der indische Löwe hatte in früheren
Zeiten ein großes Ausbreitungsgebiet, das vom Süden Asiens bis nach
Südosteuropa reichte. Im Lauf der Jahrhunderte breiteten sich
Menschen immer mehr in seinen Lebensraum hinein aus und drängten ihn
zurück. Die Erfindung von Schußwaffen war für die Löwen
verheerend. Indische Herrscher und fremde Kolonialherren jagten die
Tiere ganz gezielt, um sich mit ihren Trophäen brüsten zu können.
Am Ende waren nur noch etwa 20 asiatische Löwen am Leben. Heute
werden sie im Gir-Nationalpark geschützt. Dort leben jetzt wieder
etwa 300 Stück in einem Wald, der rundherum von bewirtschaftetem
Kulturland umgeben ist. Die Tiere können dort zwar überleben, ihren
Bestand aber nicht wieder vergrößern. Denn Löwen brauchen große
Reviere, und in Gir steht ihnen nur begrenzt Platz zur Verfügung.
Asiatische Löwen sind stattliche
Tiere
Ein erwachsenes Männchen kann bis zu
190 Kilogramm auf die Waage bringen, Weibchen werden bis zu 120 Kilo
schwer. Wegen ihres hellen, beigefarbenen Fells werden die Tiere auch
„Kameltiger“ genannt. Die Männchen besitzen eine beeindruckende
Mähne, die sie bei ihren Revierkämpfen vor Verletzungen schützen
soll. Auch stimmlich beeindrucken diese Raubkatzen. Ihr Brüllen kann
man angeblich auch noch in über acht Kilometern Entfernung hören
können. Ihre memmenhafte Seite zeigen asiatische Löwen jedoch, wenn
es um Wasser geht. Sie weichen ihm aus, wenn es nur irgendwie geht.
Sogar Beute lassen sie entwischen, wenn sie zur Verfolgung einen
Wasserlauf überqueren müßten.
Sozialverhalten der asiatischen
Löwen
Katzen sind eigentlich keine
Rudeltiere. Unsere Hauskatzen freuen sich zwar – je nach Typ –
gelegentlich über einen Spiel- oder Schmusepartner, gehen aber
ansonsten eher ihre eigenen Wege. Bei der Jagd verlassen sie sich auf
sich allein. Der asiatische Löwe macht in der großen Gruppe der
Katzen da eine Ausnahme. Erwachsene Männchen schließen sich zu
Gruppen aus drei bis acht Tieren zusammen. Gemeinsam verteidigen sie
ihr Revier und die dort ansässigen Weibchengruppen. Die beiden
Geschlechter treffen sich hauptsächlich zur Paarung und leben
ansonsten eher nebeneinander her. Bei den asiatischen Löwen herrscht
eine streng hierarchische Ordnung, bei der die Männchen den
weiblichen Tieren übergeordnet sind. Haben Weibchen bei einer
nächtlichen Hetzjagd ein Wildschwein oder eine Antilope erbeutet,
dürfen sich zuerst die Männchen sattfressen. Die Löwinnen und ihre
Jungen bekommen die Reste.
Fortpflanzung und Aufzucht der
Jungen
Etwa 110 Tage nach der Paarung bringt
eine trächtige Löwin drei oder vier Junge zur Welt, die sie ein
halbes Jahr lang säugt. Wenn die Kleinen etwa drei Monate alt sind,
bekommen sie bereits die ersten Unterrichtsstunden im Jagen. Die
Löwenkinder leben mindestens zwei Jahre lang in der Gruppe ihrer
Mutter. Haben sie die Geschlechtsreife erreicht, werden die jungen
Männchen von den erwachsenen Löwen aus dem Revier gejagt. Sie
müssen sich aufmachen, um einer anderen Männergruppe in harten
Kämpfen das Hoheitsgebiet samt den dort lebenden Weibchen abzujagen.
Junge Löwinnen dagegen bleiben meist im Rudel ihrer Mutter.
Quellen
Info-Broschüre des Nürnberger
Tiergartens
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