Da die Vorfahren der Hauskatzen in der
Wüste lebten, kommen auch unsere Stubentiger mit relativ wenig
Flüssigkeit zurecht. Der Tierarzt David Chamberlain schreibt in
einem Artikel („Geliebte Katze“ Nr. 9/2011- „Trinkt Ihre Katze
genug?“) zu dem Thema, daß eine Durchschnitts-Katze etwa 60 ml
Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht über Harn, Kot, Schweiß
und die Atmung abgibt. Diese Menge muß sie über das Trinken wieder
ersetzen.
Wieviel Flüssigkeit benötigt eine
Katze am Tag?
Chamberlain errechnet für eine gesunde
ausgewachsene Katze mit fünf Kilogramm Gewicht einen täglichen
Flüssigkeitsbedarf von etwa 300 ml. Diesen deckt eine
Freigänger-Katze, die Mäuse fangen kann, weitgehend über das
Futter. Beutetiere bestehen zu einem großen Teil aus Wasser. So kann
es sein, daß eine fleißige Jägerin fast ihren gesamten
Flüssigkeitsbedarf über das Futter aufnehmen kann und kaum etwas
zusätzlich trinken muß. Wenn es im Sommer sehr heiß ist, hat aber auch eine Katze einen höheren Flüssigkeitsbedarf als sonst. Sie
kann zwar nur wenig schwitzen, kühlt sich aber durch intensives
Lecken ihres Fells ab und verbraucht dadurch viel Körperflüssigkeit.
Hat eine Katze anhaltenden Durchfall
oder erbricht sie wiederholt, verliert sie mehr Wasser, als sie durch
Trinken wieder auffüllen könnte. Dies kann im schlimmsten Fall zur
Austrocknung und damit in einen lebensbedrohlichen Zustand führen.
Bei Katzenkindern geschieht dies noch schneller als bei erwachsenen
Tieren.
Auch wenn Katzen eher dazu neigen, zu
wenig als zu viel zu trinken, kann es passieren, daß ein Stubentiger
ständig am Wassernapf hängt. Der Grund dafür sollte von einem
Tierarzt abgeklärt werden. Denn das übermäßige Trinken kann durch
eine Erkrankung wie beispielsweise Diabetes oder Nierenprobleme
ausgelöst worden sein.
Die nötige Trinkmenge einer Katze
hängt von der Ernährung ab
Bei Wohnungskatzen, die komplett vom
Menschen ernährt werden, sieht dies anders aus. Je nach Futterart
muß das Tier etwas trinken, um auf die benötigte Flüssigkeitsmenge
zu kommen. Naßfutter enthält etwa 75 % Wasser, Trockenfutter nur
etwa 10 %. Das bedeutet, daß eine Katze, die 300 Gramm Naßfutter
pro Tag frißt, bereits drei Viertel ihres Tagesbedarfs an
Flüssigkeit gedeckt hat. Bekommt eine Katze dagegen 80 Gramm
Trockenfutter, nimmt sie damit nur jämmerliche 8 Milliliter Wasser
zu sich. Sie muß also noch 292 Milliliter trinken – wenn das keine
Zumutung für Mieze ist...
Chamberlain bringt in seinem Artikel
noch weitere interessante Zahlen. So soll eine Katze mit jedem
Zungenschlag nur etwa 0,1 Milliliter Wasser aufnehmen können. Das
bedeutet, daß eine Katze, die ausschließlich mit Trockenfutter
ernährt wird, sich die Mühe machen muß, ihre Zunge täglich 2920
mal in einen Wassernapf einzutauchen! Welche (gesunde) Katze läßt
sich dazu herab??
Während Hunde zum Trinken ihre Zunge
wie einen Löffel formen, tauchen Katzen ihre Zunge einfach in das
Naß ein. Beim Zurückziehen in den Mund bleibt an der rauen
Oberfläche etwas Wasser hängen, das in der Mundhöhle geparkt wird.
Erst wenn sich dort genug Flüssigkeit angesammelt hat, wird diese
abgeschluckt.
Katzen brauchen Milch – stimmt
das?
Immer noch sehr verbreitet ist die
Annahme, daß Milch das beste Getränk für eine Katze sei. Für
Kitten ist das so. Sie werden mit der Muttermilch mit allem versorgt,
was sie für ihr Gedeihen brauchen. Ausgewachsene Tiere jedoch
vertragen Milch nicht mehr, da sie die enthaltene Laktose nicht mehr
verdauen können. Die Folge ist, daß die Katze Durchfall bekommt,
der zu einem lebensgefährlichen Flüssigkeitsverlust führen kann.
Es gibt zwar Miezen, die ihr Leben lang Milch bekommen und diese auch
vertragen. Meist handelt es sich dabei um Bauernhofkatzen, die das
von ihrer Kittenzeit an so gewöhnt sind. Manchmal glaubt der
Besitzer jedoch auch nur, daß seine Minitiger die Milch problemlos
verdauen können. In Wirklichkeit weiß er von dem Durchfall nur
nichts, weil es sich bei diesen Tieren um Freigänger handelt, die
ihre Hinterlassenschaften draußen vergraben.
Neben der schwierigen Verdaubarkeit hat
Milch auch noch den Nachteil, daß sie sehr kalorienreich ist. Wer
seiner Katze trotzdem gern hin und wieder etwas von dem weißen Saft
gönnen möchte, kann ihr laktosefreie Spezialmilch geben. Als
Leckerei, die dann auch bei der Futtermenge mitberechnet wird. Sie
können das Getränk auch mit etwas Wasser verdünnen und so ein
wenig weniger gehaltvoll machen. Denn eines steht ganz außer Frage:
Katzen lieben Milch!
Was sollten Katzen trinken?
Das beste Getränk, das Sie Ihrer Katze
anbieten können, ist Wasser. Auch in freier Wildbahn trinken Katzen
aus Pfützen oder flachen Tümpeln, die nicht einmal besonders
sauberes Wasser enthalten müssen. Zu Hause sollte jeder Mieze ein
Napf mit sauberem zimmerwarmem, gern auch etwas abgestandenem Wasser
angeboten werden. Das Getränk wird alle ein bis zwei Tage erneuert
und der Behälter regelmäßig gereinigt, damit sich darin keine
Mikroorganismen ansiedeln. Achten Sie bitte darauf, daß keine Reste
von Spülmittel in dem Gefäß zurückbleiben.
Der ideale Trinknapf
Da Katzen von ihrer Natur her
grundsätzlich niemals am selben Ort fressen und trinken, sollte der
Wassernapf immer ein Stück vom Futter entfernt stehen. Daß auch das
Katzenklo nicht in der Nähe stehen darf, ist selbstverständlich.
Gut ist es, einer Mieze mehrere
Trinkgefäße an verschiedenen Stellen zur Verfügung zu stellen.
Freilebende Katzen bedienen sich auch an unterschiedlichen
Wasserstellen, die gerade ihren Weg kreuzen. Da die Tiere sowieso
erhöhte Plätze mögen, weil sie sich dort sicher fühlen und einen
guten Überblick über die Umgebung haben, trinken viele Katzen auch
lieber aus Näpfen, die etwas erhöht stehen, als aus solchen am
Boden.
Auch die Form und das Material, aus dem
das Trinkgefäß beschaffen ist, spielt für manche Katzen eine große
Rolle. Am Besten testen Sie aus, ob Ihr Liebling mit dem
Standard-Plastiknapf zufrieden ist, oder ob er eher einen aus
Edelstahl oder Keramik mag. Vielleicht muß es aber auch ein großes
Trinkglas sein.
Meine Katze trinkt zu wenig, was
kann ich tun?
Manchmal ist es für unsere Minitiger
einfach zu langweilig, Wasser aus einem herumstehenden Napf zu
schlabbern. Bewegt es sich, wird die Sache schon viel interessanter.
Im Fachhandel gibt es deshalb ganz unterschiedliche Wasserspender und
Trinkbrunnen zu kaufen, die mäkelige Trinkerinnen spielerisch zu
einer besseren Flüssigkeitsversorgung verführen. Zimmerbrunnen, die
nur mit destilliertem Wasser betrieben werden können, sind nicht als
Trinkquelle geeignet.
Interessanter als der schnöde
Wassernapf ist auch ein tropfender Wasserhahn. Manche Katzen lieben
es, in den feinen Wasserstrahl hinein zu tatzeln, mit den Tropfen zu
spielen und sie dabei auch aufzulecken. Allerdings ist dies keine
dauerhafte Lösung, denn es kann ganz schön ins Geld gehen, ständig
einen Wasserhahn laufen zu lassen. Wer mag, kann auch versuchen, ein
Bällchen oder anderes Spielzeug in einer Wasserschüssel schwimmen
zu lassen. Auch das kann das Interesse einer Katze an dem Naß wecken
und sie zum Trinken verleiten.
Bekommt eine Mieze überwiegend oder
ausschließlich Trockenfutter, trinkt aber nicht genügend, können
Sie die Kroketten mit einer Sprühflasche ein wenig anfeuchten oder
sie ganz aufweichen. Auch einen Klecks Naturjoghurt können Sie auf
das Trockenfutter geben, um die Mahlzeit etwas flüssigkeitslastiger
zu machen. Wie immer bei einer Kostveränderung sollten Sie auch hier
in kleinen Schritten vorangehen. Wenn Ihre Katze gestern noch ganz
trockene Brocken bekommen hat, und heute dasselbe Futter matschig
aufgeweicht zu sich nehmen soll, kann es passieren, daß sie es von
nun an ablehnt.
Manchmal kann es auch sein, daß Katzen
eine Schüssel Wasser als geschmackloses Futter ansehen und deshalb
nur wenig Interesse daran finden. Gerade, wenn es sich um ältere
Tiere handelt, deren Geruchs- und Geschmackssinn wie auch das
Durstgefühl schon etwas nachgelassen haben, kann es sinnvoll sein,
das Wasser mit Geschmack anzureichern. Dafür eignet sich ungesalzene
Fleisch- oder Fischbrühe. In Maßen kann auch ein Schuß
laktosefreie Katzenmilch oder Sahne das Wasser akzeptabler machen.
Katze Elli trinkt |
Eine kleine Anekdote aus meiner
eigenen Erfahrung mit dem Thema Katzen und Trinken
Meine Katze Elli war schon immer eine
sehr sparsame Trinkerin. Als nun vor einigen Jahren nach einer OP der
Kostaufbau anstand, und ich versuchte, sie zum Trinken zu animieren,
verweigerte sie mir dies standhaft. Immer wieder versuchte ich, ihr
die Wasserschüssel schmackhaft zu machen. Ich bot ihr den Napf an
und redete ihr gut zu. Aber was ich auch tat, sie verschmähte das
Getränk. Mit der Zeit wurde ich immer verzweifelter, denn ich wußte
ja, daß sie die Flüssigkeit dringend brauchte. Schließlich tunkte
ich einen Finger in die Wasserschale und ließ Elli den Tropfen, der
am Finger hängen blieb, ablecken. Das ging. Und für meine Elli
hätte ich diese Sisyphos-Arbeit auch die ganze Nacht lang so
fortgeführt. Aber mir war ebenfalls klar, daß ich auf diese Weise
auch nicht genug Wasser in meine Katze hineinbekommen konnte. Da fiel
mir ein, daß ich laktosefreie Flüssigsahne zu Hause hatte. Und mein
Schleckermaul liebt Sahne über alles. Aber konnten wir so den
Kostaufbau beginnen? Mit Sahne? Ich riskierte es und verdünnte die
Sahne mit viel Wasser. Das Ganze wärmte ich auch ein wenig auf, um
es bekömmlicher zu machen. Und siehe da, es klappte! Meine Elli
schlabberte das weiß gefärbte Getränk genüßlich auf, und hat es
auch gut vertragen. Von den Nachwirkungen der OP hat sie sich schnell
erholt, alles ging gut. Aber trinken tut sie nach wie vor nur soviel,
wie unbedingt nötig ist.
Quellen
Geliebte Katze“ Nr. 9/2011- Artikel
von David Chamberlain: „Trinkt Ihre Katze genug?“
„Katzen füttern“ von Anna Laukner,
Ulmer Verlag
„Katzenkrankheiten“ von Anette
Huhn, Ulmer Verlag
„Was Katzen wirklich wollen“ von
Dr. Mircea Pfleiderer und Birgit Rödder, GU-Verlag
„Das große GU Praxishandbuch Katzen“
von Gerd Ludwig, GU-Verlag
„Meine Katze – alles Wissenswerte
rund um die geliebten Samtpfoten“ von Graham Meadows & Elsa
Flint, Edition XXL-Verlag